Heute möchte ich über eines meiner Lieblingsthemen schreiben und zwar über Mut und Angst. Ich möchte hiermit dich dazu auffordern mutig zu sein. Denn wer mutig ist, wächst über sich hinaus.
Ich kann es nicht mehr hören, wenn ich spirituelle Menschen höre sagen:,, Angst ist die niedrigste Frequenz, Angst ist das Gegenteil von Liebe..“ Bullshi….Nein, jetzt mal ganz ehrlich: Angst ist natürlich nicht die höchst schwingende Frequenz, allerdings ist sie auch nicht die Niedrigste (dazu gehört eher Scham, da Scham immer mit der Trennung mit sich selbst einhergeht – ich bin falsch wie ich bin, aussehe,…). Angst ist ein natürliches Gefühl, weshalb wir über Jahrzehnte nicht ausstarben. Hätten wir oder kein Lebewesen auf der Welt angst, hätten wir möglicherweise mit Bären gekuschelt und giftige Schlangen um den Hals getragen. Unsere Überlebungschance wäre gering gewesen. Angst ist eine Urkörperintelligenz, die ihren beschützenden Zweck über die Jahrzehnte erfüllt. Unsere „angstmachenden“ Gedanken sind auch stark mit unseren Urinstinkten verbunden. Früher retteten sie unser Leben. Angst ist also vollkommen in Ordnung. Die Sache ist nur die: Wir sind längst nicht mehr der Wildnis ausgesetzt, wo uns tausend Gefahren begegnen können. Wir leben grundsätzlich in Sicherheit, wo wir uns keine Gedanken machen müssen, ob uns das Wolfsrudel jetzt angreift oder ob wir Nahrung finden. Trotzdem sind wir auf die negativen Dinge ausgerichtet, da unser Körper nach wie vor ans Überleben „denkt“. (unser Körper funktioniert genauso wie vor tausend Jahren)
Angst zu haben ist also nicht das Problem, sich von der Angst kontrollieren zu lassen, das ist das Problem.
,,Feel the fear and do it anyway.“
Susan Jeffers
Ich bin und war immer schon ein richtiger Schisser. Ein komisches Rascheln an einer dunklen Ecke im Gebüsch, reicht aus, dass ich instinktiv zusammenzucke und leicht erschrecke. Von Fallschirmspringen brauche ich erst gar nicht anfangen zu reden, ich habe tierische Höhenangst. Werde ich mich also meiner Höhenangst stellen und morgen Fallschirmspringen gehen? Nein, definitiv nicht. Das werde ich wohl niemals machen. Ich bin stolz auf mich, dass ich überhaupt in ein Flieger einsteige. Bei Mut geht es nicht darum, all seine Ängste überwinden zu müssen. Du musst kein Draufgänger werden. Im Gegenteil, du darfst deine Grenzen haben und solltest sie auch bewahren. Mut ist sehr individuell. Für den einen war es unglaublich mutig alleine eine Wohnung zu beziehen, während für den anderen es unglaublich mutig war, zusammen eine Wohnung zu beziehen. Für den einen sind es 10 Tage in der Wildnis, für den anderen eine neue Haarfarbe zu probieren. Wir haben nicht alle vor denselben Dingen angst, daher ist Mut individuell und sollte nicht verglichen werden.
Ich werde hier ein paar Beispiele aufzählen, in denen ich mutig war:
- Kündigung eines sicheren Jobs
- Beendigung jahrlanger Beziehung
- alleine reisen
- neue Sportarten auszuprobieren (hier kann jeder sich herausfordern)
- Gefühle äußern, Nähe zulassen
- unerwünschte Meinung aussprechen,
- usw.
Kleine Geschichte über Mutig sein
Das erste Mal als ich etwas tat, wovor ich große Angst hatte, überkam mich ein großes stolzes Gefühl. Es mag verrückt klingen, aber ja – Ich hatte bis zu meinen 19. Lebensjahr, panische Angst davor Kopfüber sein. Ich weigerte mich daher in der Schulzeit, einen Handstand oder Kopfstand auszuüben. Dementsprechend hatte ich in Turnen kein „Sehr gut“ wie all die anderen Schüler*innen. Da ich seit meiner Kindheit sehr gerne tanze, besuchte ich Bauchtanzkurse (was auch Mut erforderte) und irgendwann zog es mich zu Pole Dance. Ich wollte es nur ausprobieren. Da die erste Stunde soviel Spaß machte, besuchte ich noch eine Zweite. Ich hatte die perfekte Trainerin, in der ich mich sofort verliebte. Ihr Tanz war unglaublich. Elegant, sinnlich, einfach wunderschön. Sie selbst war auf Freestyle fokussiert und begeisterte mich mit ihrer Einstellung bezüglich der heilsamen Wirkung des Tanzens. Für sie, als auch für mich ist Tanzen einfach etwas heilendes. Aufgrund dieser Geschichte, hatte ich starkes Vertrauen in ihr. Sie erkannte in mir eine große Liebe zur Musik und eine große Körperkontrolle. Daher schlug sie schon in der 2. Stunde vor, mich spontan kopfüber auf die Stange zu heben. Von einen Moment auf den anderen, begann mein Herz zu rasen. Ich überlegte zu kneifen, aber etwas in mir, war so stolz den Mut aufgebracht zu haben überhaupt alleine zu diesen Kurs zu gehen, sodass ich einwilligte. Fuck it, dachte ich mir. Als ich kopfüber hing, empfand ich es gar nicht so schlimm, wie ich es mir immer in meinen Gedanken ausgemalt habe. Natürlich war diese Angst nicht sofort weg. Es kostete mich viel Zeit und Regelmäßigkeit, aber von mal zu mal, wurde die Nervosität immer weniger. Bis ich schließlich gelangweilt, hoch in der Luft an der vertikalen Stange nur in einer Kniekehle eingehängt war. Ich stellte mich meiner jahrelanger Angst und habe meine Komfortzone vergrößert. Dies war der Beginn, an den ich anfing stark persönlich zu reifen. Ich erkannte, was passiert, wenn ich vor etwas Angst habe, sie fühle aber es trotzdem einfach mache. Fuck it – Sind die Worte, die mir meistens in solchen Situationen geholfen haben.
Mache so viele Fehler wie möglich
Mit jedem Mal in dem wir etwas Neues wagen, vergrößern wir unsere Komfortzone und auch unser Selbstvertrauen. Meine Reise nach Teneriffa war für mich ein totaler Boost sozusagen, weil ich natürlich auch hier mir so meine Gedanken vorher gemacht habe. Ich möchte hier nochmal ausdrücklich erwähnen, dass Mut nicht eine Weltreise bedeutet. Mutig sein, kann man im Alltag. Auf ein Date zu gehen, erfordert Mut. Auf ein Event alleine hinzugehen und offen neue Personen kennenlernen, erfordert ebenso Mut. Oder eben auch neue Hobbies auszuprobieren. Ich habe vor paar Jahren mit Skateboarding angefangen. Diese Sportart erfordert auch sehr viel Mut. Bei allem was wir neu anfangen, müssen wir den Mut aufbringen, anfangs schlecht darin zu sein. Auch Scheitern erfordert Mut. Aber auch hier: Aus Fehlern können wir wachsen und lernen, Dinge, die wir nie versuchst haben, können wir nicht wissen. Geht man Lindau Veiths Theorie nach, dann gibt es nicht mal Fehler. Fehler sind ein Menschengemachtes Gedanken Konstrukt. Die Natur bewertet Dinge, wie das Aussterben von den Dinos nicht als Fehler. Gewisse Dinge sind nun mal so passiert und die Gegebenheiten wurden angepasst. Dafür wurde Platz für Neues. Also lebe bunt und mache Fehler soviele du möchtest.
In Angst steckt also viel persönliches Wachstumspotenzial. Wenn wir unsere Angst überwinden, haben wir uns aus unseren Komfortloch bewegt und sind ein kleines Stückchen freier und über uns selbst hinausgewachsen. Das wahre Wachstum findet im Leben statt und nicht auf unserer Yoga Matte. 😉



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