Mutausbruch auf der Vulkaninsel Teneriffa – Reise mit dem Van – Teil 2

Als ich diese Reise antrat, hatte ich etwas Bammel, dass irgendetwas schreckliches passieren könnte. Sobald ich aber mit dem Flieger aus den kalten Wien heraus war und sicher auf der warmen Insel landete, war die Angst verflogen. Aufgeregt erblickte ich die ersten Palmen, spürte die warme Sonne auf meiner Haut. 20 Grad im Jänner. Herrlich.

Ich stellte schnell fest, dass die Maskenregel hier weit aus strenger gelebt wurde. Man hatte hier keinen Zutritt in die öffentlichen Verkehrsmittel ohne Maske. Somit besorgte ich mir noch am Flughafen welche, wo ich zum ersten im direkten Kontakt mit einer Einheimischen kam. Ein freundliches „Hola“ inklusive Zungenschnalzen und einen zuzwinkerten Auge. Diese Begrüßungsform erlebte ich häufiger auf dieser Insel. Sehr amüsant, wie ich finde.

Danach ging es straight zum Vanvermieter. Naja fast. Davor fuhr ich noch in die falsche Richtung mit einem öffentlichen Verkehrsbus. Glücklicherweise fiel mir dies recht schnell auf. Eine wichtige Sache, die ich auf dieser Insel lernte: Auf Bushaltestellen musst du drücken, damit ein vorbeifahrender Bus auch anhält – ein Dank an die ältere Spanierin, die mir dieses System erklärte, sonst wäre ich heute noch bei dieser Bushaltestelle.

Angekommen beim Treffpunkt des Vanvermieters, an einer Tankstelle, ging die Sonne schon langsam unter. Der nette Vermieter ging mit mir alle Details durch und erklärte mir das Fahrzeug namens Paul, mit dem ich die nächsten 9 Tage verbringen werde. Ich merkte wie ich innerlich wieder etwas nervöser wurde, als das der Satz fiel: ,,Er ist schon ein älterer Herr, die Handbremse kann sich manchmal lösen, du kannst aber Steine hinter die Reifen legen…“ Ich schluckte, nahm die Schlüssel an und schon war ich alleine im Van. Ich begann das Bett schonmal herzurichten und entschloss diese Nacht auf der Tankstelle zu verbringen. Die Anreise war lang und anstrengend. Daher wollte ich nicht auch noch in der Dunkelheit das Fahrzeug kennenlernen und einen Stellplatz aufsuchen. In Teneriffa wird Freistehen geduldet. Ja, selbst auf Tankstellen. Solange du keine Campingsesseln aufstellst und dich unauffällig verhältst, ist alles gut. Ich schmunzelte. Schon verrückt. In Wien kann es dir passieren, dass du eine Strafe zahlst, wenn du nur durch eine Tankstelle hindurchfährst ohne dort stehen zu bleiben. Hier auf Teneriffa konnte ich übernachten und es interessierte niemanden.

Am nächsten Morgen erwachte früh, pünktlich kurz bevor die Sonne aufging. Trotz Schlafmangel wegen einer nicht gerade durchgeschlafenen Nacht, war ich fit. Was wohl an der Aufregung lag. Ständig kreisten sich die Gedanken.

Schaffe ich es diesen alten Van unfallfrei wieder zurückzubringen? Schaffe ich es zu starten überhaupt?

Ich frühstückte eine Kleinigkeit und dann ging es auch schon los. Ich gab mein Ziel im Handynavigationssystem ein und startete aufgeregt den Motor. Als erstes ging es zur Aufwärmung mit einer 5 Minuten Fahrt zum Meer. Uuuund siehe da: Ich rollte, lenkte, fuhr Kreisverkehre, blinkte, bremste, betätigte den Rückwärtsgang,… Die 5 Minutenfahrt erfolgte reibungslos und machte mich ein Stückchen entspannter. Sobald ich aus dem Van ausstieg und ich an einen wunderschönen Aussichtspunkt stand, waren die Sorgen wieder weg. Ich wusste, dass jede einzelne Sekunde hier besonders war. Ich wollte soviel wie möglich von hier mitnehmen und jeden Moment regelrecht aufsaugen mit allen Sinnen.

Ich genoss das schöne warme Wetter am schwarzen Strand und fuhr zu meinem nächsten Ziel: El Medano. El Medano befindet sich im Süden der Insel und ist bekannt für das schöne warme sonnige, als auch windige Wetter. Deshalb befinden sich auch hier sehr viele Windsurfer. Der Plan war abends wieder zurückkehren, da ich hier einen schönen Stellplatz gefunden hatte. Die Autofahrt betrug schließlich nur 20 Minuten, allerdings ausschließlich Autobahn. Die Autobahn war dennoch überhaupt kein Problem, es machte sogar richtig viel Spaß mit Paul herumzutuckern. Auf dem Weg lag auch ein Einkaufsladen, wo ich noch Lebensmittel besorgte. Auch hier glänzten meine Augen. Überall Palmen, viel Sonne.

Von dort aus waren es nur noch wenigen Minuten zum Strand nach El Medano. Man konnte von hier aus bereits schon auf El Medano hinunter blicken. Also machte ich mich am Weg hinunter zum Strand. Zu blöd, dass dass dieser kurze Weg, dann doch nervenaufreibend wurde. Ich bog in eine falsche Gasse ab, in der ich umkehren musste. Das Navi schickte mich tatsächlich falsch. Die Straße war so stark zugeparkt und zusätzlich stand einfach ein Bauarbeiterfahrzeug mittig auf der Fahrbahn, sodass das Umkehren zur großen Herausforderung wurde. Ich zwängte mich hindurch und brauchte so meine paar Minuten bis ich mich hindurch zwängen konnte. Wohlgemerkt hat dieser Van ein größeres Lenkrad, als ich es gewohnt war. Noch dazu ohne Servolenkung. Enge Parkangelegenheit waren somit kein Zuckerschlecken. Umso glücklicher war ich, als ich es aus dieser engen Lücke rausschaffte und mich nun vollkommen frei ohne Navi, Richtung Meer hinunter fuhr. Zufälligerweise fand ich genau einen großen Parkplatz direkt am Strand. Perfekt! Tatsächlich bemerkte ich, nach dieser Fahrt, an meinen Schultern leichte Verspannungen vom fleißigen Lenken. Ich beschloss also hier ein paar Stunden länger zu verweilen und mir eine Pause zu gönnen.

El Medano – Der Ort in dem ich mich verliebte

Angekommen in El Medano, wanderte ich zuerst den Strand hinauf und bemerkte wie an der Straße ein Campervan nach den anderen steht. Manche unauffällig in weiß gehalten, andere hatten richtige Kunstwerke von professionellen Künstler*innen auf ihren Vans. Es schien so als wäre hier Vanlife total beliebt. Am Strand sah man desöfteren Menschen, die Yoga praktizierten. Manche in Gruppen, andere alleine. Und das von früh bis abends. Von Hippies, die Barfuß mit Gitarren entlang liefen, bis Skater*innen, die mit ihren Surfskateboards auf den Straßen entlang cruisten, machten die Menschen hier einen sehr freigeistlichen Eindruck. Ich atmete die warme frische Meeresluft ein. Ich fühlte mich angekommen. Völlig begeistert ging ich die Strandpromenade entlang, die natürlich sehr touristisch war. Aber ich war davon begeistert ausnahmsweise. Denn ich fühlte diesen Vibe. Surfshops, Surfbars, Skateshops,…alles direkt in Strandnähe. Es liefen hier ständig Menschen mit Surfboards unter dem Arm eingeklemmt entlang. Hier herrschte meiner Meinung nach ein ganz besonderer Vibe, den ich selten so erlebt habe. Am Rückweg schnappte ich mir noch einen der besten veganen Spinatburger, den ich je gegessen habe. Ich setzte mich in den Van und wollte meinen Plan verfolgen, abends zu den ursprünglichen Schlafplatz zurückzukehren. Doch ein Wiederstand kam in mir hoch. Ich wollte von hier nicht weg. Noch nicht. Somit beschloss ich spontan diese Nacht in El Medano zu verbringen. Und zum ersten Mal hatten ich meinen Vanlife Moment: Ich spürte welche enorme Freiheit darin steckte, dort zu bleiben, wo es einen einfach gefällt. Ohne diesen Gedanken: Ich muss zurück, weil das und das habe ich nicht bei mir. Nein, mit dem Van hast du immer alles bei dir und bist zuhause wo auch immer du es fühlst.

Es war die richtige Entscheidung. Ich genoss diesen Abend sehr am Strand und merkte wie mich Teneriffa gefasst hat. Ich fühlte jede Menge Liebe und Geborgenheit.

Meine künftige Morgenroutine sah in Teneriffa so aus: Spätestens bei Sonnenaufgang aufstehen, gutes Pinkelplätzchen finden (Paul ist ohne Klo ausgestattet), Porridge kochen und ab ins erfrischende Meer springen. Das Meer war meine tägliche Körperreinigung. Ich war immer freistehend, ohne einer Campingdusche. Somit war ein Bad im Meer sehr erfrischend und wohltuend.

Da es mir hier ein El Medano so gut gefiel, beschloss ich tatsächlich noch eine Nacht zu bleiben, ehe es am nächsten Tag weiterging. Und als ich dachte, ich könnte mich nicht, noch mehr in diesen Ort verlieben, verliebte ich mich noch einmal mehr. Ich erkundigte die Klippen und entdeckte per Zufall abends beim Sonnenuntergang einen wunderschönen Strand (Tejita). Auch die Menschen hier empfand ich sehr freundlich. Ein Herr, der seinen Sohn das Surfskaten beibrachte, machte mich darauf aufmerksam, dass ich mein Fahrlicht brennen gelassen hatte (Ja Paul schreit nicht, wenn man etwas vergessen hat und die Fahrertüre öffnet). Zugeben als ich bemerkte, dass der fremde Mann mir etwas zu sagen hat, hatte ich innerlich meine Augen verdreht. Meine Befürchtung war, dass er mich vielleicht darauf aufmerksam machen wollte, dass ich mich nicht schön eingeparkt hätte oder ich hier nicht stehen dürfte mit meinem Van. Ich wurde positiv überrascht. Denn ich war hier nicht in Wien. Sondern in Teneriffa. (Sorry falls sich jemand getriggert fühlt durch meine häufigen Wien-Disse, das mache ich nicht mit Absicht. Ich lebe nur mein Leben lang in Wien und kenne Wiener*innen und deren Mentalität sehr gut. Im Kern gute Menschen, allerdings oft zwider/mürrisch und neidig.)

Abends ging ich mit erfüllten wohligen Herzen zu Bett. Ich fühlte mich so unglaublich wohl hier. Ich schrieb ein kurzen Tagebucheintrag und schlief bald darauf ein.

Am nächsten Morgen stand die Weiterreise am Plan.

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